Politiker
gegen Anonymität im Netz
Hasskommentare
in sozialen Netzwerken sind ein Problem – für die ganze Gesellschaft, besonders
aber für die Opfer. Die Täter können sich hinter Nicknames verstecken. Das
wollen einige Politiker nun ändern.
Diäten,
Schulprobleme oder Politik – in den sozialen Netzwerken kann man sich über jedes Thema austauschen. Aber oft werden Menschen
wegen der Meinung, die sie im Netz äußern,
beleidigt und sogar bedroht. Ein
Beispiel ist der Polizeichef der Stadt Oldenburg, Johann Kühme. Nach seiner
Kritik an Politikern der AfD bekam
er Morddrohungen.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble
meint, dass die Anonymität im Netz das Schreiben von Hasskommentaren leichter
macht. Deshalb fordert er, dass jeder seinen richtigen Namen nennen muss, wenn
er im Internet seine Meinung äußern will. Für ihn ist klar: „Die Regeln und Werte, die in der analogen Welt gelten, müssen auch in der digitalen Welt gelten. Dazu passt Anonymität nicht.“
Viele Menschen
lehnen diesen Vorschlag aber ab. Sie meinen, dass Anonymität auch wichtig ist,
damit man sich vor Hass und Gewalt schützen kann. Der Journalist Martin
Fehrensen beschäftigt sich viel mit sozialen Netzwerken. Er erklärt: „Die Klarnamenpflicht ist auch
problematisch, weil Menschen, die Hass verbreiten,
ihre Opfer potentiell leichter identifizieren können.“
Eine Untersuchung der Universität Zürich aus dem Jahr
2016 bestätigt
die Kritik an Wolfgang
Schäubles Vorschlag: Damals
haben die Schweizer Wissenschaftler festgestellt, dass Menschen
unter ihrem richtigen Namen sogar
mehr Hasskommentare
schreiben
als unter einem Nickname.
Glossar
Anonymität (f., nur Singular) – die Tatsache, dass der Name von jemandem
nicht genannt wird
Hasskommentar, -e (m.) – hier: ein
(meist kurzer) Text im Internet, in dem jemand sehr negativ und böse über eine
andere Person oder eine Gruppe schreibt
soziales Netzwerk, soziale Netzwerke – eine Internetseite, über die man mit
anderen Leuten kommunizieren kann
Nickname,
-s (m., aus dem Englischen) – ein Name, den
man online statt seines richtigen Namens benutzt
sich
aus|tauschen – miteinander
diskutieren und reden; sich gegenseitig informieren
etwas
äußern – etwas sagen; etwas ausdrücken
jemanden bedrohen – hier: sagen, dass
man jemandem Gewalt antun wird; jemandem Angst machen
AfD (f., nur Singular) – Abkürzung für: Alternative für Deutschland;
eine rechte Partei
Bundestagspräsident,
-en/Bundestagspräsidentin, -nen – die Person, die das deutsche Parlament leitet
Wert, -e (m.) – hier: die
Vorstellung, die in einer Gesellschaft als gut und richtig gilt
analog – nicht digital; nicht
elektronisch
digital – hier: so, dass man ein
elektronisches Gerät benutzt
Klarname,
-n (m.) – der wirkliche Name einer Person
etwas
verbreiten – hier: etwas an viele Menschen
weitergeben
potentiell
– möglich
jemanden
identifizieren – hier: den
(wirklichen) Namen einer Person erfahren
Wissenschaftler, -/Wissenschaftlerin, -nen – jemand, der in der Forschung arbeitet
Autorinnen: Mirjam Benecke, Anja Mathes
Redaktion: Ingo Pickel