Warum sich Moskau jetzt für Gas in Rubel zahlen lassen will
23. März 2022, 16:05 Uhr
Experten sprechen von einer "Eskalation des
Wirtschaftskriegs": Putin will mit der Entscheidung die russische
Landeswährung weiter stützen, die westlichen Länder können das aber nicht
wollen.
Von Jan Diesteldorf
Der russische Machthaber Wladimir Putin verlangt von
den Staaten des Westens, ihre Gaslieferungen künftig nur noch in Rubel zu bezahlen.
Er habe die Regierung angewiesen, keine Zahlungen in Dollar oder Euro mehr zu
akzeptieren, erklärte Putin am Mittwoch. Die Lieferungen würden weiter in
vollem Umfang gewährleistet, versicherte der Kremlchef in einer im
Staatsfernsehen übertragenen Videokonferenz der Regierung.
Betroffen sind demnach die von Moskau auf einer
schwarzen Liste festgehaltenen "unfreundlichen Staaten", die sich in
Reaktion auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine an den internationalen
Sanktionen gegen Russland beteiligt haben. Dazu gehören Deutschland und
alle EU-Staaten, sowie etwa auch die USA, Kanada und Großbritannien.
Die Zentralbank und die russische Regierung hätten nun
eine Woche Zeit, die Modalitäten für die Umstellung von Devisen- und auf
Rubelzahlungen festzulegen, sagte Putin. Nach der Ankündigung stieg der Rubel
am Mittwoch prompt im Wert. Sollte die Regierung die Pläne so umsetzen, könnte
das den Wechselkurs der russischen Währung weiter stützen.
Der Experte spricht von einer
"Eskalation des Wirtschaftskriegs"
Mit den fortgesetzten Energielieferungen nehmen
russische Exporteure bislang weiterhin Hunderte Millionen Euro und Dollar an
Devisen pro Tag ein, die der Staatsapparat und russische Unternehmen für
Importe benötigen. Die Einnahmen aus dem Rohstoffverkauf landen über Zölle,
Steuern und Dividenden wieder bei der Regierung. Wenn Putin ausländische
Energieimporteure zum Kauf von Rubel zwingt, umgeht er diesen Zwischenschritt:
Als Anbieter derart großer Mengen an Rubel steht nur noch die russische
Zentralbank bereit. So würden die Devisen direkt dort landen und die Sanktionen
gegen die Notenbank unterlaufen. "Das kann man deshalb eigentlich nicht
machen", sagte Jens Südekum, Wirtschaftsprofessor an der Universität
Düsseldorf, der Nachrichtenagentur Reuters. Er sieht in der
angekündigten Umstellung eine "Eskalation
des Wirtschaftskriegs".
Als Reaktion auf die Sanktionen hatte Russland Anfang
des Monats beschlossen, eigene finanzielle Verpflichtungen bei "unfreundlichen
Staaten", etwa Zinszahlungen auf Staatsanleihen, nur noch in Rubel zu
begleichen. Fällige Zinsen auf Fremdwährungsanleihen hatte Moskau zuletzt
dennoch in Dollar geleistet.
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